Lesson 6, Topic 1
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Wie setzt du Worte und Bilder wirksam ein?

Kommunikation gelingt einfacher, wenn wir bestimmte Regeln verstehen. Entscheidend ist, dass du leicht verstanden wirst. Sonst gehst du im Chaos der anderen Stimmen schnell unter. Daniel Kahneman hat in seinem Buch „Schnelles Denken- langsames Denken“ über das Wesen der Leichtigkeit geschrieben. 

Ursachen und Folgen kognitiver Leichtigkeit 

© Daniel Kahnemann, Schnelles und Langsames Denken


Stell dir vor, du möchtest ein wichtiges Vorhaben für die Gruppe vorbereiten. Das könnte ein Anbau sein, oder du möchtest eine neue Stelle schaffen, oder eine Gemeindegründung starten. Der Kommunikationsprozess ist nicht auf ein einmaliges Ereignis begrenzt, wie eine Predigt. Es ist dir wichtig, dass die Information ankommt und noch wichtiger ist es, dass du einen bestimmten Punkt deutlich machen kannst. Die obigen 4 Dingen werden dir dabei helfen:

Wiederholte Erfahrung

Gibt deiner Idee einen einfachen klaren Namen. „Gemeindegründungsprojekt für Kirchendistanzierte in Süd-Nassau“ wäre ein klassisches Anti-Beispiel. Ein besseres Wort wäre z.B. „Elia Projekt“. Dazu müsstest du das Wort inhaltlich und emotional aufladen und vor Allem: Es immer wieder wiederholen. Wenn Menschen das Wort „Elia Projekt“ immer wieder hören, wird es ihnen sympathisch. Sie spüren, dass es etwas Ungefährliches ist. Es klingt leicht und machbar. Wahrscheinlich hast du jetzt auch eine positive Stimmung gegenüber dem Elia-Projekt. Wahrscheinlich erinnerst du dich auch jetzt an Elia aus dem alten Testament, der der Erste war, der eine prophetische Gründung in der Gegend von Jerusalem gestartet hatte. Sobald das Projekt öfter wiederholt angesprochen wurde, kannst du auch Teile des Namens benutzen und sie haben die gleiche Wirkung. Wenn du jetzt noch eine Predigtreihe über Elia machst, dann hast du eine starke Marke geschaffen. Spätestens jetzt solltest du auch merken, dass Elia gar keine prophetische Gründung nahe Jerusalem gestartet hatte. Aber etwas geglaubt hast du es trotzdem, oder?Was du daraus lernst ist, dass Menschen Dinge für wahrer halten, wenn sie öfter wiederholt werden. Eine zuverlässige Methode, Menschen dazu zu bringen, falsch Aussagen zu glauben ist häufiges Wiederholen, weil Vertrautheit sich nicht leicht von der Wahrheit unterscheiden lässt. Als Pastor hast du deshalb die doppelte Verantwortung zu prüfen, was du deiner Gruppe erzählst. Sie wird es glauben, weil du es oft genug wiederholst.

Klare Darstellung

Jesus Christus wurde im Jahre 34 nach unserer Zeitrechnung gekreuzigt.

Jesus Christus wurde im Jahre 32 nach unserer Zeitrechnung gekreuzigt.


Welcher der beiden Sätze stimmt?  Nun, ich muss zugeben, es sind beide Sätze nicht korrekt. Menschen neigen aber dazu, wenn Sie etwas nicht genau wissen, das zu glauben, was deutlicher gedruckt wurde. Noch auffälliger wäre es, wenn ich einen Satz in einem verwaschenen Schilfgrau geschrieben hätte.


Jesus Christus wurde im Jahre 34 nach unserer Zeitrechnung gekreuzigt.

Jesus Christus wurde im Jahre 32 nach unserer Zeitrechnung gekreuzigt.


Die Folge für unsere Kommunikation ist, dass es entgegen der weitverbreiteten Ansicht besser ist etwas so einfach wie möglich auszudrücken, wenn man jemanden überzeugen möchte. Benutze leichte kurze Worte. Überlege dir was die Farben auf deiner Gemeinde-Webseite in Bezug auf die Glaubwürdigkeit aussagen. Dunkelblau oder Rot erhöhen den Wirkungsgrad deiner Nachricht. 


So ist auch mit der Verwendung von Namen. Stell dir vor, du solltest die Glaubwürdigkeit von 2 Studien bewerten. Die erste wurde von Henryk Twerkolfel geschrieben, die zweite von Karl Buchner. Die meisten Menschen würden der Studie von Karl Buchner eher Glauben schenken – vorausgesetzt - Sie verstehen sowieso nicht was die Studie aussagt.


Manche Kirchen haben Namen, die man sich nicht merken kann als Normalsterblicher. Z.B. gibt es eine Machanachim Gemeinde. Das ist sicher biblisch zu begründen. Genauso wie die Therebinthe-Gemeinde. Beide haben es gemeinsam, dass man sich den Namen nicht gut merken kann. Bei einer Überlegung ob und in welche Kirche man gehen sollte wird man unter Umständen im entscheidenden Moment den Namen vergessen und zu einer anderen Gemeinde gehen. Auch wenn es niemand bewusstmacht denkt man, dass es dort etwas komplizierter ist als z.B. in der Christus Gemeinde. Wie es sich verhält wenn die Gemeinde sich aber Bluzz, Red Cor, oder Exxtreme nennt, kannst du ja kurz im Eigenversuch klären.  Oder überlege, welche E-mail Adresse der Empfänger deiner Mails sieht.

Natürlich nützen gute Typografie oder gute Namen nichts, wenn der Inhalt der Botschaft falsch ist, aber bei gleichem Inhalt setzt sich die deutlichere Variante durch.

Geprimte Darstellung

Morgenstund hat Gold im Mund.
Steter Tropfen höhlt den Stein.
Sich regen bringt Segen.
Jeder Christ ein Evangelist.

Am Vormittag ist es leichter etwas zu erreichen, als am Nachmittag.
Wenn man etwas nur oft genug macht, klappt es immer.
Möglichst viel beschäftigt zu sein ist ein Garant für Erfolg.
Die Gabe der Evangelisation ist die wichtigste Gabe eines Christen.

Was unterscheidet die beiden Textblöcke voneinander? Wahrscheinlich hast du im ersten Block den Aussagen zugestimmt, während du im zweiten Block eher gestolpert bist. Manche Aussagen erscheinen fast schon falsch. Aber warum war deine Einschätzung im ersten Block anders? Weil du diese Sätze schon im Kopf gespeichert hattest. Dein Gehirn ist faul. Wenn es etwas Bekanntes sieht, dann stellt es sofort die Tätigkeit ein, weil es sich dann auf andere Dinge konzentrieren kann. Du kannst so z.B. an einer roten Ampel dich leichter auf den entgegenkommenden Verkehr konzentrieren, weil das Gehirn die Verknüpfung von roter Ampel mit Bremsen, Kupplung treten und Stillstand verbindet. Weil Fahranfänger das noch nicht können, machen sie neben anderen Dingen leichter Unfälle.

Lies folgendes Beispiel:

New York ist eine große Stadt in den Vereinigten Staaten

Ein Walfisch ist ein Säugetier

Ein Huhn hat 4 Beine

Das Fahrrad ist das ökologischste Fortbewegungsmittel in Europa.

Natürlich hast du gemerkt, dass ein Huhn nicht 4 Beine hat, sondern 6, nein 2... Aber die Sätze drum herum haben dich in einer Sicherheit gewiegt, dass du aufpassen musstest, den entscheidenden Fehler zu finden. Es wäre leichter den Fehler zu finden, wenn ich geschrieben hätte, dass ein Huhn 3 Beine hat, weil das sofort aufgefallen wäre. Aber das Wort „Huhn“ hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wort „Hund“ und der hat ja 4 Beine, oder doch 2? ☺

Gute Laune

Vervollständige die Wortreihen

a. Schlaf – Post – Schalter –

b. Salz – tief – Gischt -


Im ersten Satz fällt vielen das Wort „Beamter“ ein. Man muss einfach etwas lächeln, wenn auch nur kurz. Vielleicht bist du selbst Beamter, oder findest die Verunglimpfung unpassend. Aber du kannst der ersten Versuchung schwer widerstehen zu lächeln.

Im zweiten Beispiel ist das fehlende Wort „Meer“. Das Wort hat bei vielen Menschen eine positive Auswirkung. Für eine Sekunde hast du dich etwas besser gefühlt. Vielleicht ist ein Bild von einem Strand kurz vor deinen Augen aufgetaucht. Vielleicht hast du auch nur kurz tiefer geatmet.


Der „Remote Association Test“ sagt uns etwas über die Verbindung von kognitiver Beanspruchung und positiven Gefühlen. Wenn Botschaften mit guter Laune verknüpft werden, dann sind wir ihr eher geneigt zu glauben. Stell dir z.B. vor, ein Mann versucht einen viel zu kleinen Pullover überzuziehen. Er versucht seine Arme durch die Öffnungen zu bringen, der Kopf bleibt im Kopfloch stecken. Dabei fuchtelt er noch hektisch herum. Bildschnitt: Die Waschmaschine, die automatisch immer die richtige Temperatur einstellt, so dass dein Lieblingspulli nie mehr einläuft.


So schlecht kann die Waschmaschine jetzt nicht mehr sein. Sie ist verknüpft mit dem Bild des Mannes mit den ungelenken Bewegungen, der in seinen zu heiß gewaschenen Lieblingspulli nicht mehr hineinpasste. Ob die Waschmaschine wirklich besser ist, als die vom Konkurrent ist hier nicht wichtig. Du lächelst, wenn du diese Werbung im Laden wieder siehst und kauft im Zweifel eben diese Maschine und nicht die andere, die vielleicht noch mehr kann.


Die Verwendung der Erkenntnisse im NT

Jesus hat seine Gleichnisse teilweise so aufgebaut. Die Frau die den heruntergefallenen Groschen sucht und alle ihre Nachbarinnen einlädt ihn mit ihr zu suchen ist schon ein komisches Bild. Ich habe immer etwas geschmunzelt. Oder der Mann der den Schatz im Acker vergraben findet und alles dafür verkauft. Hast du dir nie die Kiste vorgestellt, die mit Goldmünzen gefüllt war? Und wie er dann die Kiste wieder schön unter dem Erdboden versteckt hat und dann mit einem beiläufigen Pfeifen ganz übertrieben langsam weitergelaufen ist?


Auch hier gilt: Wenn es nicht stimmt, dann dürfen wir es nicht benutzen. Aber wir stehen gegen so viele Botschaften in der Welt an, die unsere Gemeindemitglieder prägen wollen. Wir dürfen hier ruhig etwas lernen, wenn es darum geht die Botschaft des Evangeliums weiterzutragen. 


Folge: Alle diese 4 Punkte zusammen bringen im Zuhörer ein Gefühl der Leichtigkeit hervor. Es erscheint ihm vertraut, wahr, fühlt sich gut an und verspricht mühelos zu sein. 



Einsatz von Fotos in der Kommunikation

Gerne werden Fotos auf Webseiten oder Flyer gesetzt um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Welche Wirkungen durch Fotos erzielt werden zeigt eindrucksvoll der Test mit den Augen- und den Blumenbildern an der Kaffeekasse. In einer britischen Universität konnten sich Mitarbeiter in der Teeküche Kaffee nehmen und sollten dafür einen Betrag in die Kaffeekasse stecken, der ihnen angemessen vorkam. Dann wurde ohne Vorwarnung oder Erklärung für eine Woche ein Bild mit einem Augenpaar, in der nächsten Woche ein Bild mit Blumen neben die Kaffeekasse gehängt. Das Ergebnis siehst du hier:

Einsatz von Bildern /Grafiken, um den Markenkern zu stärken.

Du möchtest ein Bild für „Zuhause“ in deiner Gruppe zeigen, um die Vision „Menschen ein geistliches Zuhause bieten“ zu kommunizieren. Im Anschluss findest du 3 Bilder.

Alle 3 Bilder stellen reale „Häuser“ dar, die Leute auch für sich als „zuhause“ erkennen würden. Welches der 3 Bilder drückt für dich „zuhause“ aus?

Viele Menschen wählen Bild Nr. 3. Die Frage ist, warum? Weil wir mit „zuhause“ bestimmte Bilder verbinden. Warmes Licht, Geborgenheit und natürliche Materialien. Wir sind so geprägt. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, Zuhause auszudrücken:


  • Familie
  • Jesus
  • Tiere
  • Hand
  • Kaffeetasse
  • Jugendliche

Wie würdest du jetzt vorgehen, wenn du aus diesen Bildern etwas aussuchen wolltest? Wenn ich nur nach meiner Vorliebe gehen würde, dann würde ich wohl das Bild der Familie nehmen. Aber erreicht das auch die Menschen, die Du erreichen möchtest? Du brauchst dazu einen Test. Soziale Medien eignen sich dazu recht gut. Du kannst 3 Bilder mit dem Wort „Zuhause“ auf einem Account teilen. Du hast also 3 Posts. Schau dir an, auf welche Anzeige Menschen am stärksten reagieren. Natürlich kannst du es auch in deinem Gottesdienst oder Mitarbeiterteam zeigen. Aber vor allem möchtest du damit Menschen erreichen, die noch nicht in deine Gruppe gehen. Unternehmen verwenden viel Geld um herauszufinden, welche Bilder ihre potentiellen Kunden ansprechen. Hier kannst du sogar für wenig Geld etwas Werbung auf Social Media buchen. Jetzt hast du die Möglichkeit deine Zielgruppe genau anzusteuern. Worauf reagieren Sie? Wenn du ein passendes Bild gefunden hast, dann benutze es auf deinen Medien immer wieder, damit Menschen sich daran gewöhnen können. 


Unternehmen experimentieren mit Fotos und Wörtern so lange herum bis sie eine perfekte Mischung gefunden haben. Das darf gerne ein paar Monate dauern. Wenn du ein Bild gefunden hast dann überprüfe regelmäßig, ob es noch die gewünschte Wirkung auf deine Zielgruppe hat. Du kannst davon ausgehen, dass sich die Wirkung nach spätestens einem Jahr verändert hat und du irgendwo nachjustieren solltest.


Gebäude sprechen lassen

Beispiel THS Haus Bingen

Das THS Haus in Bingen nutzt das Gebäude um eine Vision zu vermitteln? Wenn du schon mal in dem Haus gewesen bist hast du es vielleicht bemerkt. Überall hängen Bilder von Städten.

Warum hängen diese Bilder dort? Weil das THS das Ziel hat in allen größeren Städten Gemeinden zu gründen oder zu stärken.

Farbe

Des weiteren wird dir eine bestimmte Farbe auffallen. Die Studenten nennen es schon THS-Grün. Wir kaufen bevorzugt grüne Gegenstände (oder weiße) weil wir diese Farbe in den Gefühlen der Studenten verankern wollen. Sobald du außerhalb von THS diese Farbe siehst, bist du „geprimt“ und wirst bewusst oder unbewusst an THS denken. 


Texte

Jedes Bild ist mit einer Bibelstelle versehen. Damit verknüpfen wir das Bild mit einer Aussage. Schau dir das Bild Nürnberg an. Mit dem Satz wird aus dem Bild der Kirche eine Aufforderung oder auch eine Zusage.



Wie nutzt du die Prägekraft deiner Räume?

An dem obigen Beispiel wird deutlich, dass ein öffentliches Gebäude nicht in erster Linie nach „Geschmack“ ausgestattet sein muss. Es ist keine Privatwohnung. Deshalb solltest du es nutzen um die Botschaft deiner Gruppe deutlich zu machen. 

Natürlich kann es einen Ort geben, wo die „Vision“ der Gruppe in Form eines Schaubildes oder Banners sichtbar wird. Noch besser ist es aber das gesamte Gebäude als Visionsgeber zu verstehen. Das bedeutet das du dir klar werden welche Botschaft deine Fußböden, deine Wandfarben, deine Deko, deine Bühne, deine Schilder haben. Ist dein Gottesdienstraum schwarz oder dunkel, oder soll er hell sein? 

Viele Kirche benutzen zurzeit altes Holz als Rückwand ihrer Bühne um ein „zuhause“ Feeling zu erzeugen. Wie gestaltest du deine Bühne? Was ist die Wirkung, die du erzielen möchtest.

Zusammenfassung:

Die Kommunikation gelingt besser, wenn man bestimmte Regeln versteht, vor allem die Leichtigkeit der Übermittlung. Dies beinhaltet wiederholte Erfahrung, klare Darstellung, Beziehung zum Gehirn und gute Laune. Dabei spielen Bilder und Grafiken eine entscheidende Rolle, insbesondere in Bezug auf den Markenkern. Der effektive Einsatz von Fotos sowie die bewusste Gestaltung von Räumen können dazu beitragen, die Vision und Botschaft einer Gruppe zu vermitteln.