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In Progress

2. Der Begriff der Vernunft im Denken der Aufklärung

Der Gott, den ich anbete, ist nicht ein Gott der Finsternis; er hat mir den Verstand nicht gegeben, um mir den Gebrauch desselben zu untersagen. Von mir verlangen, meine Vernunft gefangen zu geben, heißt ihren Schöpfer beleidigen.
Jean-Jacques Rousseau, schweizerischer Philosoph, Schriftsteller und Staatstheoretiker (1712 – 1778)

Was hat Gott getan, bevor er sich um die Schöpfung des Universums gekümmert hat? Hat er die Hölle vorbereitet, für Menschen, die solche Fragen stellen? 

Stephen William Hawking, theoretischer Physiker, Schriftsteller (1942 –2018)

Zwischen den beiden Zitaten liegen grob 250 Jahre. Vielleicht könnte man das ganze Kapitel darauf beruhen lassen, sich die Entwicklung im Denken zu vergegenwärtigen, die hinter diesen Aussagen steht.

Es begann alles sehr ermutigend. Die Kirche hatte den klugen Köpfen das Denken verboten und sie versucht zum Schweigen zu bringen. Wir denken an Galilei, der Hausarrest bekam, oder Kopernikus, der um sein Leben fürchten musste, weil er die Sonne in den Mittelpunkt unserer Galaxie setzte. Das geschah aus Angst seitens der Kirchenführer und Päpste um ihre Deutungshoheit der Welt. Überhaupt verstehen wir das Zeitalter der Aufklärung nur, wenn wir den Druck nachvollziehen können, den die Kirche vorab auf ihre Schäfchen gelegt hatte. Wenn wir nun das Zitat von Rousseau nehmen, erkennen wir das Gefühl des Aufbruchs, der Hoffnung und der Überzeugung, dass die ersten Figuren dieser neuen Zeit in sich trugen. 

Aus heutiger Sicht können wir nur bejahen, dass Vernunft und Verstand gottgegebene Eigenschaften des Menschen sind. Der Gott, an den wir glauben ist real und sieht sich nicht bedroht in seiner Existenz, wenn seine Geschöpfe mehr über ihn herausfinden wollen. So sahen es schon die alten Propheten:

Hiob 38
Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir’s, wenn du so klug bist!
Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Messschnur gezogen hat?
Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Gottessöhne jubelten?

Mal 3,10
Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.

Joh. 10, 38
Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht; 38 wenn ich sie aber tue, so glaubt, wenn auch nicht mir selbst, so doch meinen Werken, damit ihr immer gewisser zu der Erkenntnis gelangt, dass der Vater in mir ist und ich im Vater bin.«

Es gibt keinen Grund zur Sorge, dass wenn wir unseren Verstand benutzen Gott am Ende mit leeren Händen dasteht. Seine Allmacht wird sich bewahrheiten, aber eben vielleicht nicht genauso wie wir es gerne hätten. Als das heliozentrische Weltbild in die Kirche einbrach, nahm es nur die Illusion, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums wäre. 

Gibt es aber vielleicht doch eine Gefahr, wenn wir weiter forschen? Wird Gott dadurch nicht nur der Gott der Dinge, die wir noch nicht erforscht haben? Wenn wir vielleicht eines Tages eine bessere Erklärung für die Entstehung der Welt finden, hat die Idee von Gott dann ausgedient? Ich würde es heute so beschreiben: Wenn tatsächlich Gott nie wieder mehr etwas von sich hören lassen würde, es käme kein Weltende und die Offenbarung mit der Verheißung der Wiederkehr Jesu würde sich nie erfüllen. Dann, ja dann dürfen und sollten wir uns fragen, was wir da glauben. 

Da ich das Gegenteil annehme, plädiere ich für einen neuen Mut die Wahrheiten der Bibel zu verkünden und dazu zu stehen.