1. Der Glaube im christlichen Denken

Bevor man die Frage nach der Vernünftigkeit des Glaubens angehen kann, muss man sich zunächst mit der Frage auseinandersetzen: Was meint die Bibel, wenn sie über den Glauben spricht? Der Hebräerbrief beschreibt den Glauben bekanntlich als “die Gewissheit dessen, was man hofft, und die Überzeugung dessen, was man nicht sieht” (Hebr 11,1). Der Glaube, wie er biblisch verstanden wird, besteht aus zwei grundlegenden Elementen: (1) Vertrauen und (2) Gewissheit. Diese beiden Begriffe, diese Prinzipien, stehen in Spannung zueinander. Sie implizieren ein übergangsweises Denken, wobei wir uns vom Nichtwissen zum Wissen und umgekehrt vom Wissen zum Nichtwissen bewegen. Erkenntnistheoretische Gewissheit wird so gleichzeitig ergriffen und verloren. Die Realität dieser Spannung ist der Kern der biblischen Erzählung, in der der Mensch einem lebendigen Gott begegnet und in die Geschichte des Annehmens, Ablehnens, Ignorierens und Verfolgens der Bewegung seiner Welt in unsere eigene hineingestoßen wird.